Uncategorized Dec 07, 2017
Donnerstag, der 07. Dezember 2017, war ein besonderer Tag für Eva Quistorp. Und für uns, die wir in der Böll-Stiftung ihre Gäste sein durften. Als Mitbegründerin und Aktivistin der deutschen Friedens-, Frauen- und Umweltbewegung erhielt Eva Quistorp das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihr jahrzehntelanges unermüdliches Wirken und ihre politischen Pionierleistungen. Sie nahm die Ehrung aus den Händen von Dilek Kolat entgegen, der Berliner Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, die in ihrer Rede den persönlichen Einsatz von Eva Quistorp für Frauenrechte, Gewaltfreiheit, Frieden und Völkerverständigung“ hervorhob sowie „als Mitbegründerin und Impulsgeberin in vielen lokalen und globalen Netzwerken für eine gerechtere und solidarische Welt“. Mit ihrem Einverständnis hier einige Zeilen, die Eva Quistorp tags drauf in Ergänzung zu ihren Dankesworten an uns Gäste in die Runde gab, weil sie, wie sie schrieb, zwei Punkte, die ihr so selbstverständlich seien, zu erwähnen vergessen hatte:
“… die Kampgane gegen Atomwaffen, bei der mein Vater und Gollwitzer und Heinemann schon in den 50ger Jahren mitgemacht haben. Dazu hatte ich ein Dokument von meinem Vater aus den 50ger Jahren mitgebracht, was ich jetzt erst entdeckt habe, er hat nie mit mir darüber geredet, nur Gollwitzer hat gelächelt als er sah, dass ich mit dem Thema “Atomwaffen abschaffen” ankam, Ende der 70ger… so lächele ich jetzt, wenn ich die tolle Arbeit und Aktionen von ICAN sehe, die mit der IPPNW mit Xanthe Hall, Karin Ritter, Ellis Huber, die gestern auch dabei waren, zusammenarbeiten und natürlich mit Women for Peace – weltweit. Dann wollte ich doch sagen, dass Zivilcourage auch in den eigenen Reihen etwas kostet und dass manchmal die kleinen Leute dazu aufgefordert werden in den Medien oder Kirchen von denen, die dicke Pensionen haben und einfachen Medienzutritt.
Ich habe an meinem Engagement zur Verhinderung des Völkermordes in Bosnien schon lernen müssen, dass man nicht immer sein Leben riskieren muss oder die ganze Gesundheit, wie einige es getan haben, doch ich habe meine politische Karriere bei den Grünen riskiert und mein Ansehen in der Friedensbewegung und Todesdrohungen einige Jahre ziemlich allein gelassen, da ich ausgerechnet mitten in dem Streit um Bosnien und die Balkankriege 1993 nicht wieder aufgestellt wurde, weil Dany und ich zusammen im EP der Partei damals zu viel waren. Joschka und die Partei haben erst nach dem Völkermord in Sebrenica 1995 dazu gelernt, ich wurde von Studenten in Paris gebeten, für die Europawahl für eine Sarajevoliste als Spitzenkandidatin zu kandidieren – die Stadt Sarajevo hat mich mit dem Leiter des Filmfestes Sarajevo Jahre später geehrt, aber ich habe mich bis jetzt noch nicht getraut, hinzufahren, weil mir dann die Erinnerung an die Todesdrohungen hoch kommt und ich die von den Saudis finanzierte Mall da nicht sehen möchte, ein finanzieller und politischer Einfluss, auch der von Erdogan jetzt und von Putin in Belgrad, den ich der Region gerne erspart hätte, die ja bis zu uns in vielen Verbindungen reicht.
Daher hat es mich glücklich gemacht, dass gestern ein junger Mann, der in der Zeit als Baby mit seinen Eltern nach Berlin geflohen ist, dabei war, der als Jungsozialist aktiv ist. Also es sollte von einem Teil der Pensionen der Abgeordneten und Präsidenten und Intendanten etc., die alle Pensionen über 3.000 Euro haben, für diejenigen ein Hilfsfonds für die geschaffen werden, die echt Zivilcourage gezeigt haben und dafür zahlen mussten und denen dann selbst das Geld fehlt, die Länder zu bereisen oder Personen, denen sie geholfen haben. Der Fonds und die Preise für whistleblower sind ein guter Anfang, siehe paradise papers, die ich auch gern noch erwähnt hätte, die Kampagnen gegen die Steueroasen auch in Europa,doch um Zivilcourage auch in der U-Bahn oder auf dem Lande zu stärken in Deutschland, müssen Opfer und Mutige mehr Schutz und Hilfe hinterher erfahren, damit sie nicht in Armut landen oder sich einsam fühlen…zu lange.
Noch was vergessen?
Bei einem langen Leben ist zu viel zu erzählen, verzeiht, aber klar wollte ich euch noch von den Ureinwohnerinnen erzählen, die ich bei der Klimakonferenz in Bonn getroffen habe und die mich aus Peru und dem Pazifik und Brasilien wie eine alte Genossen und Mitkämpferin gegrüsst haben, sie haben mich von 1992 Rio wiedererkannt, ich hätte ihnen doch gesagt, wie sie sich organisieren sollen, das hat fast so gut getan, wie die Anerkennung for life time committment gestern, wo ich für die guten Reden der Senatorin, von Barbara Unmüssig und Alexandra Wandel noch einmal herzlich danken möchte. Auch für den Wassertisch und für die wunderbare musikalische Begleitung. Die Pianistin Ulrike von Wiesenau mit ihren schönen Stücken von Bach und KERA, die Sängerin aus Madagaskar mit ihrem eindringlichen amazing grace!!”
Wir sagen: „Danke DIR, liebe Eva!“