Uncategorized Feb 23, 2017

Antonio Tajani im Rundtischgespräch mit Unternehmerinnen aus dem Netzwerk der WeiberWirtschaft e.G.

Es war gegen 19:00 Uhr als Antonio Tajani im Beisein einer kleinen Delegation der Limousine entstieg, nachdem diese sich langsam, in Polizeigeleit, die Berliner Anklamer Straße hinaufgeschoben hatte und vor den bereits in völlige Dunkelheit getauchten Klinkerbauten der WeiberWirtschaft e.G. zum Stehen kam. Allein die vielen Blaulichter ließen auf den hochrangigen Gast schließen.

Angesichts der Tatsache, dass für den just ins Amt gewählten EU-Parlamentspräsidenten erst am Tag Zwei seines Antrittsbesuchs in Berlin eine Begegnung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie ein Treffen mit Joachim Gauck auf dem Programm stand, war es, so schien es, ein gutes Omen, dass seine Agenda das Thema Women Entrepreneurship bereits am ersten Tag vorsah. Man durfte gespannt sein.

Dr. Katja von der Bey, langjährige Geschäftsführerin der WeiberWirtschaft e.G. und WeiberWirtschaft-Aktivistin der ersten Stunde, hieß alle Anwesenden herzlich willkommen, unter denen sich auch Dr. Andrea Schirmacher (Vorstand WeiberWirtschaft e.G./ Gründerinnenzentrale) und Dr. Claudia Neusüß (Geschäftsführerin Compass Orange, ebenfalls Gründungsmitglied) befanden. Insgesamt zwanzig Unternehmerinnen und Gründerinnen aus Berlin, zum größten Teil Genossenschafterinnen, hatten auf freundliche Einladung der WeiberWirtschaft e.G. die Chance, von Antonio Tajani persönlich zu erfahren, welche politischen Strategien, Lösungsansätze und Zielsetzungen er für seine Amtszeit plant, um die Bedingungen für weibliche Entrepreneure nachhaltig zu verbessern. Gleichzeitig ging es umgekehrt darum, Antonio Tajani entsprechende Impulse mit auf den Weg zu geben, auf dass diese in seiner bevorstehenden Amtszeit umgesetzt würden.

Antonio Tajani wurde am 17. Januar 2017 für eine zweieinhalbjährige Amtszeit bis zur nächsten Europawahl 2019 zum Präsidenten des Europäischen Parlaments gewählt. Generelle Ziele seiner Präsidentschaft sind die weitere Annäherung des Europäischen Parlaments an die Bürger und die gleichzeitige Erfüllung seiner institutionellen Aufgaben als Vertreter der Mitglieder des Europäischen Parlaments, der in unmittelbarer Wahl gewählten Vertreter von mehr als 500 Millionen EU-Bürgern.

Nun sollte es also um die Unternehmerinnen gehen: Tajani wies mit Bedauern darauf hin, dass Kredite, die in Europa für Neugründungen angeboten werden, längst nicht so intensiv ausgeschöpft würden, wie in den USA. In diesem Sinne appelliere er an Unternehmerinnen, sich insbesondere zu Beginn der eigenen Unternehmensgründung mit den von der EU bereitgestellten Fördermitteln auseinanderzusetzen. Gerade mit Blick auf das neue Forschungsrahmenprogramm der EU sei man bis 2020 auf Ideen angewiesen, um dieses wichtige Förderpaket mit Leben zu füllen. In diesem Zusammenhang seien auch neue Initiativen für Jungunternehmerinnen geplant, deren Ziel es sei, einen Qualitätssprung in Europa zu erreichen. Hier müsse man bereits in puncto Bildung und Ausbildung bereits in den Schulen ansetzen und junge Frauen und Mädchen für die vielfältigen Chancen sensibilisieren, die sich mit der Gründung eines eigenen Unternehmens bieten. Gerade in den Zukunftsbranchen, wie Mode, Technologie oder Business Intelligence sieht Tajani großes Potenzial.

Bei der Frage, warum Unternehmertum aus seiner Sicht nach wie vor eher männlich geprägt sei und Gründer häufiger als Gründerinnen dazu bereit seien, Risiko-Kapital in die Hand zu nehmen, ruft Tajani dazu auf, für mehr Vorbilder in der Öffentlichkeit zu sorgen, positive Beispiele sichtbar zu machen, Gründerinnen eine Plattform zu geben, die es geschafft haben, ihr Business zum Erfolg zu führen. Dies werde in den Köpfen der Menschen neue Bilder entstehen lassen. Letztlich jedoch, so räumte er ein, sei es wenig realisitisch, davon auszugehen, dass sich die Dinge von einem Tag auf den anderen verändern. Daher gelte es die Rolle und maßgebliche Bedeutung von Entrepreneurinnen gerade auch im Mittelstand zu stärken. Die Überzeugung: „Ich will jetzt Karriere machen“ sei in den Köpfen von Männern leider noch nach wie vor stärker verankert als bei den Frauen.

Nach einem kleinen Exkurs auf seinen fußballspielenden Sohn zog Tajani den Vergleich zwischen Karriere und Leistungssport: „Höher, weiter, schneller…“- das seien doch eher männliche Ideale, während Emotionen zu zeigen (was er als eher weibliche Eigenschaft zu betrachten geneigt war) zwar gut sei, doch dieses „Das kann ich auch!“ sei einfach noch zu wenig verbreitet unter den Frauen.

Dessen ungeachtet zollte Antonio Tajani dem anwesenden Unternehmerinnen seine Hochachtung. Immerhin, so Tajani, verstehe er deren tagtägliche Herausforderungen aus eigener Erfahrung: Seine Mutter (die mehrere Kinder zu erziehen hatte) habe ihr Leben lang immer parallel auch gearbeitet.

Bald musste Antonio Tajani wieder aufbrechen, zum nächsten Termin. Doch vorher, so schlug er vor, sei er gerne zu einem Selfie mit den Unternehmerinnen bereit. Vielleicht könne das helfen…

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